Meine persönliche Geschichte hinter dem Preis und wie es dazu kam
Warum gebe ich jetzt Persönliches preis und gebe Einblicke in Situationen, die doch niemanden etwas angehen? Weil es vielleicht doch jemanden etwas angeht. Nämlich die Frauen, die nicht an sich selbst glauben. Die denken, bei allen Anderen laufe es perfekt, nur bei sich selbst nicht und sich fragen,
– ob man sich überhaupt schon trauen kann, den nächsten Schritt zu machen
– ob man schon gut genug ist
– ob andere nicht besser sind
Ja, man kann sich trauen und gerade wir Frauen müssen es sogar. Das ist der Grund, warum ich es hier aufschreibe. Ich sage: springt über Euren Schatten, traut Euch. Andere (übrigens Männer wie Frauen) haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen und legen einfach los. Gerade wir Frauen sind da zurückhaltender, wägen ab – und trauen uns nicht immer. Oft ohne Grund. Daher:
Traut Euch! Hier meine Geschichte:
Sie fängt damit an, dass ich selbst den Preis bis dahin nicht kannte. Und dann passiert Folgendes: Ein normaler Arbeitstag, ein Anruf wird mir durchgestellt. Ich bin schon ein bisschen ungehalten, denn erstens war ich auf dem Weg zum Termin und dann wurde mir die Stadt Hannover angekündigt. Das musste wohl ein Missverständnis sein, denn wann immer sich die Stadt bei uns meldet, geht es um die Einrichtung von Haltezonen, Ausnahmegenehmigungen etc., also nicht mein Aufgabenbereich. Aber wozu lange diskutieren, das Telefonat regle ich noch schnell, bevor ich losfahre. Es stellt sich eine Frau vor, die etwas mit einem Preis zu tun hat und berichtet, dass ich vorgeschlagen worden wäre. Eine Hürde hätte ich schon übersprungen und sei in der engeren Auswahl. Was ist los? Preis? Ich? Warum weiß ich von nix? Wer mich denn vorgeschlagen hätte? (zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch an einen Scherz…) Frau Christiane Peter, Frau Karin Fourier. Aha, die beiden. Die Sache rückte etwas mehr in Richtung: „könnte sein“. Ob ich mir denn vorstellen könne, mich jetzt richtig zu bewerben und eine Präsentation vor der Jury zu halten? WAS? Ich weiß nicht, ob man mir am anderen Ende der Leitung etwas angemerkt hat. Ich versuchte jedenfalls, so professionell wie möglich zu wirken und bat um Bedenkzeit, zumal ich jetzt grad kurz in der Zeit war. Stimmte ja schließlich auch.
Aufgelegt, losgefahren und von unterwegs telefoniert mit Christiane und Karin: „ja, stimmt, wir haben Dich vorgeschlagen. Klar, warum denn nicht? Ja, drei Seiten Bewerbungsunterlagen haben wir zusammengetragen. Bei den Informationen hat uns Deine Assistentin geholfen. Klasse, dass Du in den engeren Kreis gekommen bist. Klar wirst Du Dich jetzt bewerben – schließlich wollen wir, dass Du gewinnst!“. Das saß. Ich vor einer Jury? Das letzte Mal, dass ich vor Leuten präsentiert hatte, war zu Bankzeiten als Kreditspezialistin in der internen Weiterbildung – und das ist wirklich lange her. 🙂 Na klar, Power Point, gehört ja zum Standard, kann ja jeder – ich nicht. Und überhaupt: wieso ich? Was mache ich denn?
Ok, ich führe eine Umzugsfirma. Nicht ohne Erfolg, aber ist das so einzigartig? Ok, ich hatte nach Kinderauszeiten, in denen ich kürzer trat oder teilweise gar nicht in der Firma präsent war, erst wieder den Anschluss finden müssen, aber geht das nicht allen Frauen so? Gut, ich habe Schulungen zum Verkehrsleiter gemacht, später die Ausbildereignungsprüfung abgelegt. Aber andere bilden sich auch weiter. Ich wurde in den Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft gewählt, aber war das nicht mehr glücklicher Zufall? Und ich betreue, erziehe und liebe meine Kinder. Alltag bei Millionen anderer Frauen. Warum also ausgerechnet ich?
Und jetzt also ein Preis. Wie es so mein Naturell ist, schaute ich nach Menschen, die ich nach ihrer Meinung fragen konnte. Ich stieß auf Stefanie Eichel, eine der Preisträgerinnen aus den Vorjahren und erkundigte mich nach ihren Erfahrungen. Nach dem Gespräch konnte ich erst recht nicht mehr zurück. Offen, ehrlich, eine dynamische Frau! Danke, dafür, Steffi!
Aber schaffen andere nicht viel mehr? Soll ich das wirklich machen? Naja, einer der Sprüche, die mir im Laufe der Zeit so begegnet waren, hatte sich mir eingeprägt: „ da wo die Angst ist, geht der Weg lang“. Der Zettel mit diesem Motto hängt noch immer an meiner Schreibtischlampe. Also Augen zu und durch.
Was war zu tun? Kriterien herausgesucht. Klasse! „Frauen in Männerberufen“ passte ja wirklich bei mir, denn wohin immer ich kam, waren es Männer, die das Sagen hatten: Bank, Steuerberater, Fuhrparkbetreuer, Verband, Kollegen aus der Branche – fast ausschließlich Männer. Hier mein Interview dazu.
Also Fotos gemacht, Texte geschrieben, an den Kriterien entlanggehangelt, die Powerpoint erstellt (Danke an Bärbel Kühne, meine liebe Freundin, für ihre fachkundige und technische Hilfe), zweimal geprobt und ab ins Rathaus. Die Jury ist mit 10 Personen unterschiedlichster Couleur besetzt: Gleichstellungsbeauftragte, Wahlmänner, Ratsfrauen, Journalisten usw. Dieser große Saal flößt schon Respekt ein. Mein Trick: Ich habe mir einfach vorgestellt, es ginge um einen großen Auftrag, den ich haben wollen würde und für den ich präsentieren müsse. Die 10 minütge Zeitvorgabe habe ich etwas überschritten, aber als ich hinausging, war mir klar: Die Firmenpräsentation für Stadt-Hannnover-Preis Frauen machen Standort 2013 war gut gelaufen. Falls ich scheitern sollte oder sich jemand anders durchsetzen würde, hätte ich zumindest mein Bestes gegeben und was gelernt. Dann dauerte es einige Zeit. Zwei Wochen? Als der Anruf kam, dass ich die diesjährige Preisträgerin sei, hätte ich schreien können vor Freude. Durfte ich aber nicht, denn die Siegerin sollte bis zur Verkündung im November geheim bleiben – wie sollte ich das für mich behalten, ohne zu platzen?
Irgendwie muss ich es doch geschafft haben, nichts auszuplaudern, denn selbst beim „Get Together“ vor der Veranstaltung wussten viele noch nicht, wer denn dieses Jahr die Preisträgern sein würde. Der „Zeremonienmeister“, zuständig für den Ablauf des Abends, bat uns vorab zu sich auf die Bühne. Mit Klebekreuzen war markiert, wer bei der Veranstaltung wo zu stehen hätte. So ungefähr wusste ich ja, was auf mich zukommt, denn wir hatten den groben Ablauf beim Vorgespräch mit der Stadt bereits besprochen. Und dann, im Nebensatz, sagte er „wenn Sie dann Ihre Rede halten, gehen Sie …“? Was? Rede? Wir hatten gesagt, ich solle DANKE sagen. Aber mehr nicht?! „na doch, ein paar Wort mehr werden schon von Ihnen erwartet. Haben Sie nichts vorbereitet? „ Nein, habe ich nicht!„ Na super…
Während also Frau Tegtmeyer-Dette und Stefan Schostok ihre Reden hielten, überlegte ich, was ich denn nun Angemessenes würde sagen können. Dann das Stichwort: auf die Bühne. Auf die kurze Rede bin ich später noch oft darauf angesprochen worden. Statt schlauer Zitate, von denen mir auf die Schnelle sowieso keines eingefallen war, habe ich einfach berichtet, was mir so durch den Kopf ging, als ich von der Nominierung erfuhr. Das kam gut an.
Der Abend klang mit der anschließenden Feier aus bis ich spät abends ins Bett fiel mit dem Gedanken „Du bist Hannovers Unternehmerin des Jahres“ – und es immer noch nicht recht fassen konnte. Gut, dass ich mich vorbereitet hatte, denn am nächsten Tag ging es erst richtig los: Glückwünsche, Reaktionen auf Zeitungsberichte, Anfragen, ob man denn nicht mal etwas zusammen auf die Beine stellen wolle, alles war dabei.
Das Beste: ich habe die Bekanntschaft vieler Menschen gemacht, die ich sonst vielleicht nicht kennengelernt hätte. Und die Erfahrung gemacht, dass „Augen zu und durch“ klappen kann, wenn man etwas wirklich will.
So, das war jetzt direkt aufgeschrieben, „wie es wirklich war“.
Mein ganz herzlicher Dank geht an:
– Christiane Peter und Karin Fourier für die Nominierung und stetige Unterstützung
– Bärbel Kühne für die technische Betreuung bei der Vorbereitung der Präsentation und die unendliche Geduld mit mir 🙂
– Friederike Kämpfe und Doris Rothenbacher für die exzellente Betreuung rund um den Preis
– Ulrich Stamm für die Fotos, die die Stimmung des Abends so gut widergeben
Mein Appell an alle Frauen, die mit sich ringen, ob sie sich bewerben sollen:
Lasst Euch nicht aufhalten und traut Euch. Ihr könnt mehr, als Ihr glaubt!
Alle wichtigen Informationen zum Preis und zu den Vergabekriterien sowie der Bewerbungsbogen finden sich hier. Und falls sich jemand einen persönlichen Rat holen möchte oder einfach nur mal darüber sprechen möchte, bitte kurze Nachricht an c.rinke.buero@schloms.de , ich melde mich zurück.
Viel Erfolg allen Bewerberinnen!